Die Kommenden

Die Kommenden März 1990
Chemie
Ergebnisse aus dem Epochenunterricht in der 7. und 8. Klasse
Walter Dietz

Wer dieses Buch mit den Ergebnissen aus dem Epochenunterricht einer Waldorfschule liest, wird es beglückt aus der Hand legen, denn es gelingt dem Verfasser, nicht nur dem Klassenlehrer Anregung und Anleitung für die Praxis seines Chemie-Unterrichts zu geben, sondern auch für den Laien auf dem Gebiete der Chemie, ohne auch nur eine einzige chemische Formel zu verwenden, grundlegende Phänomene der Stoffeswelt so transparent darzustellen, dass er sich in seiner Welterkenntnis bereichert fühlt. Die Schilderung der chemischen Experimente (mit exakten Zeichnungen der verwendeten Apparaturen und Angabe ihrer Herstellung und Handhabung) ist elementar und lebendig gehalten, nicht zuletzt auch durch die Einbeziehung von Antworten und Reaktionen der im Unterricht anwesenden Kinder, und der Leser kann einen einführenden Exkurs miterleben in das unendliche Wissensgebiet der Chemie, und zwar an denjenigen chemischen Elementen, welche die physische Grundlage von Pflanze, Tier und Mensch sind.
Dr. Walter Dietz hat über 30 Jahre in der Waldorfschule an der Uhlandshöhe in Stuttgart Chemie und andere naturwissenschaftliche Fächer auf der Oberstufe (9.-13. Klasse) unterrichtet. Die vorliegenden Schilderungen geben den Unterricht wieder, der gelegentlich der Vertretung einer Klassenlehrerin in der 7. und 8. Klasse, den beiden letzten Klassen der sogenannten Unterstufe, erteilt wurde. Jetzt konnte der Verfasser seine durch viele Jahre den künftigen Klassenlehrern im Lehrerseminar und auch seinen Kollegen der Unterstufe gegebene Einführung in den Chemieunterricht selbst praktizieren und die Ergebnisse dieses Unterrichts für letztere schriftlich fixieren, wobei kürzeste Fassung des Textes angestrebt wurde. Die Chemieepoche in der 7. Klasse wurde in zwölf, die der 8. Klasse in sieben Hauptthemen, die dem Waldorf-Lehrplan entsprechen, gegliedert.
Durch eine sachgerechte Betrachtung von Urphänomenen, wie z.B. verschiedenen Flammen, Rauch, Asche, werden die Schüler eingeführt in ein erstes wissenschaftliches Arbeiten. Man kann als Leser nachvollziehen, wie sie so nach und nach in die Wunderwelt des chemischen und biologischen Geschehens hingeführt werden und dabei Gefühle des Staunens und der Erfurcht vor den weisheitsvollen Prozessen in den Naturzusammenhängen in ihrem Gemüt aufkeimen. Man erlebt den Weg vom aufmerksamen Beobachten bis zum gedanklichen Durchdringen der Phänomene und ihrer Gesetzmässigkeiten mit.

Für alle Erwachsenen, die in ihrer Kindheit nicht die Möglichkeit hatten, im Sinne der Pädagogik Rudolf Steiners unterrichtet zu werden, kann das Studium des Chemiebuches (neben interessantem Fachwissen) Erlebnisse vermitteln, die erahnen lassen, was im Mittelalter die Stimmung der echten Rosenkreuzer bei Experimentieren war. Auf diesem Hintergrund kann man diesem Buch eine weite Verbreitung wünschen.


Heinz Eckhoff

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